bellisssimo ,
das Hochwürden , Exelentissimo , lass ich einfach weg ,
nach dem Abendessen teile ich Annette mit, dass ich jetzt in Klausur gehe , um etwas zu schreiben , was mich seit zwei Wochen bewegt , hätte noch keine Zeit gefunden , aber heute, mein Freund Frank hat etwas zusammengestellt über einen alten gemeinsamen Freund , früh verstorben , Briefe auch aus dem Gefängnis , hat mich stark berührt , jetzt kann ich antworten , also bitte heute Abend, Tür zu . . . .
ihre Frage : warum macht er das . . . du, Frank , . . .
ich dann wieder was von Hommage und wichtig , Lebensgeschichte etc.
Emilia daraufhin : du schließt dich doch immer abends ein . . . .
ich : waren wir nicht gestern abend zusammen im Zirkus . . . .
so geht es weiter, jetzt sitze ich am Schreibtisch, hacke in die Tasten , und will mich nicht mehr abgelenkt auch vom eigenen Drumherum mitteilen. Hat mich stark berührt die Briefe von Chris zu lesen . Nah in der Erinnerung und auch fern, weil ich ihn so gar nicht mitbekommen habe , in diesem Kampf/Wunsch sich verbal auszudrücken , dem Leben einen Ausdruck zugeben . Beide Briefe von 1970 . . . . wo war ich da ? gerade mit der Schule fertig . Stimmt in den USA mit meiner Schwester , bei Tante Agnes in Montana . . . sprachlos . . . hab die sachen reingezogen und dazu gezuckt . . . . noch nicht Psychoanalyse . . . noch 2 Jahre bis Indien . . . Chris war schon in Afghanistan gewesen , er war zurückgekehrt mit haschisch bouletten, Schimmelafgane, das hatten wir schon in der Lindenkirche beim Üben geraucht . . . wo er die Glasscheiben hingeschmissen hat . . . wo ich dir gesagt habe , Heute morgen ist mein Vater gestorben . . . 1966 . . . einmal habe ich Ihn in der knesbeck besucht als er aus Pakistan zurück war, er machte einen Tee, mit indischen Teegewuerzen , ich habe ihn nicht getrunken, weil ich befürchtete , es wäre irgendetwas drin , was mich den verstand kosten könnte . Erster Kontakt mit Chris in der 6. Klasse , Lateinklasse, Fräulein Nehrlich, ein dicker Junge , Chris ist auf einem Film zu sehen , den mein Vater gedreht hat, mit WalterUlmann ( bereits) , das ist 1961 , später auch mal in Dänemark mit Ralf 1967 sind sie da in Hilleroed aufgetaucht , Lis hat sich total in ihn verschossen , überhaupt die Frauen , meine Schwester war ganz weg , meine Mutter mochte ihn und fütterte ihn mit Kaltem Hund , diesem Kindergeburtstagsschokoladenkuchen . . . . gemeinsame Freundin 1966 : Petra von Miuduski , ich war nach ihm dran . . . . Petra wollte nicht »Zunge küssen« . . . . Chris hatte es aber doch geschafft , wie sie mir erzaehlte . . . er hatte ihr eine Ohrfeige gegeben . . . immer Gut für Überraschungen .
So.
Also Erinnerungen über Erinnerungen , wir drei in der Knese , dazu Daphne . . . oder Alexander Bendix , Conchita , Benna . . . . Leute habt ihr schon gerochen , heute gibt es frische Knochen .
Dann der Brief aus dem Knast, Handschrift wie ein Mädchen , Stärke im Wort , dieser Wunsch sich auszudrücken , Sehnsucht nach Wirklichkeit , im Scheinbaren nie ein Zuhause gefunden , natürlicher Ausdruck , Interesse am Aktuellen , Makrobiotik , Licht . . . . kurz vor der Überdosis , wann war das ? 76 . . . . 77 . . . . kam er mal in die Erdmannstrasse, ich sitze mit Dirk in der Küche , ich glaube er kam mit Benna , sie hatten gerade ein Wochenende in irgendeiner spirituellen ? Gruppe verbracht und haben davon erzählt . . . nie angekommen . . . . darüber Klarheit : we shall return . . .
und überhaupt
• der Knastbrief , welche Einsamkeit , welche Sehnsucht , welche Zärtlichkeit für Dich Frank , konntest Du die erwidern, hast Du sie damals so gespürt , klingt fast wie eine Hoffnung , dass Du ihm Halt geben könntest : DER BAER , exelence , par exelence . . . . in all dieser Mischung , diesem Wirr Wahr . . . in Majuskulem Dilirium Dopes . . . . des Gefaengnisbriefes klingt so vieles an , wie kommt es dazu , wie kommt es zu diesem punkt am Anfang des Paragraphen . . . . . also der Brief hat mich geplaettet, nicht zuletzt wegen , na das steht auf einem anderen Blatt.
Den Zufall zur Hilfe nehmen . Also man kann die Briefe anklicken und öffnen und lesen , man kann » Lima in Sicht « anklicken und öffnen und lesen , du kannst den handgeschriebenen Brief noch mal runterklappern , zum Anklicken . . . aber das Portrait von Chris, und ich habs versucht, jetzt fast 40 jahre später, . . . . klick ! . . . und nichts, kein Adventskalender-Türchen . . . . kein Erfolg . . . nichts zu lesen mehr , rien ne va plus.
Dass kann man ändern . Wo bist Du in deinem Hauptmannsmantel ? . . . Wer trägt all das zusammen . . . we shall return . . . .
ich weiss nun auch , sich s abzumelken führet zu nichts, wenn's kommt dann kommt's gut , der Roeber hatte Talent, also ich mache mich gestern auf die Suche nach dem LIMA IM BLICK , kanns nicht finden . . . ( hast Du etwas meins ? ) . . . aber da wo ichs vermute finde ich ein anderes Buch : Oskar Wild : der Sozialismus und die Seele des Menschen . . . und so lese ich dieses . . . irgendwie hatte ich immer eine Verbindung von Chris zu Oscar hergestellt . . . .England oder auch das Gesicht , die weichen Züge . . . . dann fällts mir in die Haende , meine Haende .
also ich lese darin , welcher Klarheit , welche Ausdrucksstärke , . . . nicht widerspruchsfrei . . . na gott sei dank . . . . so kommt eins zum anderen und ich schicke Dir jetzt eine Kostprobe, ist mir nicht gelungen sie vom rein informativen ins aestetisch Graphische zu transformieren . . . dazu Portrait von Wilde . . . die textreihenfolge 1.2.3.4- - -
Wild Thing , you make my heart sing . . . . .
sei umarmt, mein freund
Cal
